Beim Aufschreiben war noch alles klar…

Ich bin gerade dabei unsere whoosh die show Episode drei der dritten Staffel vorzubreiten. Hier berichten wir neben vielen anderen Themen auch über das, was wir die ganze Zeit so treiben. Wir benutzen whoosh die show quasi als Präsentationstermin unseres Management-Sprints. Dazu gehört natürlich vorher (also zu Beginn des Sprints) den Backlog durchzuflöhen und zu notieren, was wir machen werden. Ganz pragmatisch notieren wir das auf einem FlipChart-Zettel. Diese zwei Einträge machten mich jedoch etwas stutzig:

Okay, „wds“ verstehe ich – der Termin. wds steht bei uns für whoosh die show. Aber „Komplett fertig. + Rechnung“? Und was heißt „BSA“?

„Na gut“, denke ich, „dann frag ich mal Martin, was er damit gemeint hat…“

Martin macht große Augen und sagt so etwas, wie „Tja, weiss ich auch nicht…“ Mit nichten fühlte sich Martin „komplett fertig“, das konnte es also nicht sein. Die Projekte, die gerade offen sind, sind nicht komplett fertig. War es ein Blogeintrag, ein Video, etwas für die whoosh die show? Wir einigen uns darauf, dass wir es nicht mehr wissen. Auch BSA gibt uns Rätsel auf. Wir einigen uns auf „Keine Ahnung“, wobei „Before Somebody Asks“ die netteste Erklärung war, nur leider hier nicht sinnvoll.

Hier hat Exformation wieder voll zugeschlagen.

Exformation steht für weggelassene Information. Eigentlich ist allen klar, was gemeint ist. Aber drei oder vier Wochen später, kann das ganz anders aussehen und schön wäre es, wenn wir aufgeschrieben hätten, was damals allen klar war.

In freier Wildbahn taucht Exformation überall auf. Zum Beispiel im Restaurant. Eine lustige Runde sitzt am Tisch und redet wild durcheinander. Die Kellnerin kommt und ruft in die Runde „Wer war noch das Schwein?“ und ich sage „Ja, Ich!“. „Pute?“, die bis eben noch als sehr nett eingestufte Dame von gegenüber ruft zurück: „Das bin ich!“. „Als ob ich es nicht geahnt hätte… :(„. „Eier“ – „Hier!“
Allen Beteiligten ist klar, dass die Kellnerin wissen möchte, wer das Schweineschnitzel, das Putenschnitzel und die Senfeier bestellt hat, obwohl es nicht explizit gesagt wird. Niemand fühlt sich angegriffen und keiner beginnt zu kichern. Exformation.

Exformation ist häufig Ursache für Missverständnisse

Bei uns passierte neulich Folgendes: Während einer Besprechung reden wir über ein Produkt, dass es sehr schwer am Markt hat. Ich schweife mit meinen Gedanken ab. Ich denke darüber nach, wieviel wir schon investiert haben und wieviel wir wahrscheinlich noch investieren müssten. Im Wortlaut waren die Gedanken in etwa so: „Das scheint sich nicht mehr zu lohnen. Und das Zeitfenster schließt sich bald. Und gute Nachrichten habe ich darüber auch schon lange nicht mehr gehört. Bei den anderen habe ich mich zwar nicht informiert, aber hey – wir kommunizieren ja viel und offen, gute Nachrichten hätte ich bestimmt gehört. Das wird doch alles nix mehr… Wir könnten mit der ganzen Zeit was viel besseres tun. IMMER halten wir zu lange an der Sache fest, geben noch eine Chance und noch eine! Und noch eine!! Jetzt ist aber mal Schluss! Das muss aufhören! SOFORT!“.
Ich erwache wieder aus meiner Trance und verkünde: „Das Budget ist aufgebraucht, wir sollten nichts mehr hier machen. Wir haben Besseres zu tun!“
„BAM! Das hat gesessen. Dann können wir ja zum nächsten Thema übergehen“, denke ich. Nur leider habe ich die Rechnung ohne die anderen gemacht.

Ein anderer Engagierter denkt: „Was ist denn mit dem los? Wir haben doch noch so viele – auch valide Möglichkeiten offen, die sich absolut in die richtige Richtung bewegen. Außerdem gab es gerade Aussagen von Partnern, die sagen, dass sie bereits Kaufinteressenten haben. Und dann ist das Produkt ja auch schon fertig und jeder Verkauf ist ab jetzt relativ leicht verdientes Geld. Und überhaupt ist das gar nicht seine Baustelle. Ich bin doch da viel direkter dran…“
Der andere erwacht aus seinen Gedanken und kontert: „Kannst Du ja denken, ich mach aber weiter damit!“

Meine Gedanken taumeln „Was erlauben? Strunz!“ und „Du wirst schon sehen, wer am längeren Hebel sitzt“ und „Du hast ja keine Ahnung“ und

STOPP – Exformation!

Anstatt die Situation zu eskalieren, wäre es jetzt sinnvoll, meine Gedankengänge zu erklären.

Dies ist auch meine Empfehlung an dich: Genau das ist der richtige Weg. Immer, wenn es bei uns hoch her geht, entspannt sich die Situation sofort, wenn einer von uns seine Beweggründe, Ängste und Motivation erklärt, ziehen die anderen nach und wir finden einen guten, gemeinsamen Weg.

In unserem Fall waren das diese Äußerungen:

„Ich habe Angst, dass wir zu lange an dem Projekt festhalten“
„Ich möchte, dass wir die einfachen Dinge noch machen“
„Ich möchte, dass wir uns auf die Zukunft fokussieren“
„Am Ende möchte ich nicht denken, dass es noch so einfache Möglichkeiten gegeben hätte, aber ich sie nicht nutzen durfte“
„Ich habe Angst, dass wir ein totes Pferd reiten“

Und jetzt kann die Diskussion um den besten Weg beginnen, denn alle Gedanken und Ängste liegen auf dem Tisch und derjenige, dessen Problem und somit auch dessen Entscheidung das ist, kann nun die beste Entscheidung treffen und – da bin ich mir sicher – er wird dafür sorgen, dass es eine gute Entscheidung gewesen sein wird.

Exformation muss erkannt, benannt und gemeinsam erlegt werden. Auch das ist Teamarbeit. Wenn Du mehr darüber wissen willst, melde dich bei uns.

Grüße aus der Freiheit
Christian

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