Ich hatte eine Idee. Die Idee lautete:

Frag mal einfach deine Kontakte, was fĂŒr sie Karriere ist und was sie ihnen bedeutet
 und schau, was passiert.

Die Idee

Immer wenn ich mich mit diesem Wort befasse, habe ich zwiespĂ€ltige GefĂŒhle dazu. Allerdings kann ich diese GefĂŒhle nicht richtig greifen. Es gibt ein deutsches Wort fĂŒr Karriere, es lautet Laufbahn. Dieses Wort kommt dem eigentlichen Begriff sehr nahe. Denn Karriere leitet sich vom französischen carriĂšre ab und bedeutet wörtlich ĂŒbersetzt in etwa Fahrstraße: also Laufbahn oder Werdegang. Das klingt fĂŒr mich nach BĂŒrokratie, Starrheit und einem festgezurrten Weg in die Zukunft.
Ich starte meine Laufbahn und los. Und dabei ist es egal, ob ich eine Verbrecher- oder Managementlaufbahn einschlage. Der Weg ist vorgezeichnet.

Karriereleiter

Je nach meiner persönlichen Erfolgsbilanz und meinem politischen Geschick komme ich in meiner Organisation weiter. Als Sinnbild habe ich die Karriereleiter. Oder das Hamsterrad, wenn es nicht so recht vorangehen will.
Anders ist es vielleicht, wenn ich eine Profikarriere starte, als Sportler oder KĂŒnstler. Da geht es um GlĂŒck, die eigene FĂ€higkeit und eventuell Talent. Und möglicherweise darum, die richtigen Trainer und Coaches zu haben. Ich habe jedoch noch nie gehört, dass ein Mitarbeiter jetzt eine Profikarriere als Softwareentwickler, IT-Administrator, Maurer, Bankmitarbeiter, Social-Media-Marketinger oder Sicherheitsingenieur startet. Dabei wĂ€re das vielleicht sogar ein spannender Ansatz, seinen eigenen Werdegang zu bestreiten. Als ich diesen Satz gerade zu Papier brachte, hatte ich sofort das GefĂŒhl, dass diese Art der Formulierung etwas mit mir macht – etwas verĂ€ndert. Es kribbelt:

Ich starte meine Profikarriere als 
!

Was macht Dieser Satz mit Dir und welche Gedanken fliegen Dir hier zu?

Karriere: Nur ein Wort – Schein oder Zweck Deiner Existenz?

Bei der Auswertung meiner Umfrage habe ich fast einen fifty-fifty Split zwischen diesen beiden Extrempositionen bekommen.

1. Karriere ist rein intrinsisch motiviert. Karriere verbinde ich mit dem Sinn meines Lebens, GlĂŒck, Leidenschaft und der AusĂŒbung meiner Passion. Sie steht fĂŒr meine eigene Auseinandersetzung mit mir selbst und meinen Zielen. Karriere in dieser Hinsicht bietet mir Befriedigung bei der AusĂŒbung meiner Profession. Marwin, ein bekannter und erfolgreicher junger Homöopath (genauer: dipl. Homöopath SHI hfnh) aus der Schweiz mit eigenem Podcast sagte:

„Karriere ist den ganzen Tag zu machen, was einem Spaß macht, dabei den Kunden/Patienten das hochwertigste Produkt zu liefern, was aktuell möglich ist und dabei Geld zu verdienen, wo ich jeden € auch vor mir selbst als „verdient“ rechtfertigen kann. Und Karriere ist der Weg, der aus diesen Werten heraus entsteht.“

Marwin, Schweiz

Das empfinde ich als ziemlich umfassende und gut zusammenfassende Sichtweise auf diesen Aspekt der Karriere. Diese Form der Karriere ist fortlaufend, sich verĂ€ndernd. Sie verĂ€ndert sich mit dem Erreichten, meinem Erfahrungshorizont und trainiert mein RĂŒckgrat. Sie ist geprĂ€gt von „machen“ und geht nicht selten einher mit den passenden Mitstreitern, mit denen ich meine Berufung ausĂŒbe. Menschen, die so auf Karriere blicken, wirken nicht selten arrogant. Sie sind es aber nicht unbedingt, sondern selbstbewusst! – denn merke: Niveau sieht nur von unten wie Arroganz aus.

… alte HĂ€uptlingsweisheit…
Beschreiben Sie sich mit einem Wort: eingestellt!

2. Andererseits ist Karriere extrinsische Motivation. Es geht um Ansehen, Status und finanzielle Sicherheit. Die Karriere bietet mir, wenn ich sie denn erfolgreich eingeschlagen habe, Selbstsicherheit durch die Anerkennung Anderer. Ich baue mir eine IdentitĂ€t mit ihr auf. Ich bin dann nicht mehr Christian, sondern Teamleiter, Manager, CEO. Karriere ist ein Beweis meiner Qualifikationen und FĂ€higkeiten. Sie ist der Master-Abschluss im Studium „Betriebliche Stellenfolge und ihre Regeln„. Jemand sagte: „Karriere bedeutet nach außen hin beruflich erfolgreich zu sein.
Mit dieser Karriere kommt sie, die Reputation und die soziale Anerkennung. Nun kann ich mich gesellschaftlich eingliedern, dahin, wo ich mich wĂ€hne. Durchaus erwĂ€hnenswert ist die Kopplung der Vorstellung von Karriere mit finanzieller Absicherung. „Karriere ist die Entwicklung im beruflichen, die es mir ermöglicht, mein Privatleben so angenehm wie möglich zugestalten„. Finanzielle Unbeschwertheit ist fĂŒr viele die Voraussetzung, eine Familie zu grĂŒnden, ja, grĂŒnden zu können. Also ist Karriere ein Basisbaustein fĂŒr die Möglichkeit sich und seine Familie gesund zu ernĂ€hren.

Ansehen oder Familie oder Berufung – ich will Alles!

Ist die Karriere nun intrinsisch motiviert und knĂŒpfe ich sie an meine Leidenschaft und meinen Zweck des Seins hat dies wesentliche Effekte. Die Trennung Privatleben und Beruf zerfließt. Es gibt weder Work noch Life, es gibt nur noch Life. Das macht die Berufung. Ihr gehst Du mit vollem Engagement nach und unter UmstĂ€nden ĂŒberschreitest Du einfach die bekannten Regeln.

Kompetenz oder Regeltreue?

Sie, die Karriere, hĂ€lt Dich auf Trab und erzeugt in ihrer Zeit Dinge, die Deiner Leidenschaft und Deinem Trachten entspringen. Wenn das im Einklang mit Deinen Kunden und Deiner Familie ist, wird es (neben Deiner) auch deren Welt ein bisschen besser machen. Eine extrinsisch motivierte Karriere entspricht dem landlĂ€ufigen Blick auf dieses Wort. Menschen werden befördert. Solange, bis sie maximal unfĂ€hig geworden sind, weil sie ihre Position nicht mehr ausfĂŒllen können (–> Peter-Prinzip). Hier endet die Karriere. Abrupt. Denn „Karriere ist das Ansehen der erbrachten Leistung, nicht der Person“ – Keine Leistung, kein Ansehen. Egal was vorher passiert ist.

GlĂŒckwunsch zur „Abruption“

Du wĂ€chst mit“ – mit dem Unternehmen und mit deiner Laufbahn – „aber irgendwann bist Du zu alt, ineffektiv, zu teuer oder einfach krank. Dann gibt es keine Anerkennung mehr“ schrieb Uli, ein Erfahrener aus der IT-Branche. Heute ist er PensionĂ€r und blickt auf „teilweise skurrile Erfahrungen in seiner Arbeitszeit diesbezĂŒglich“ zurĂŒck.

Fazit: Der Preis ist 


Aber die finanzielle Seite ist nicht zu unterschÀtzen, also gehen wir diesen Handel ein.

Lob und Anerkennung

In der extrinsischen Karrierewelt zĂ€hlen Ellenbogen und das Gegeneinander zur Erreichung der eigenen Ziele und inneren Agenda. Wenn ich jemanden auflaufen lasse, dann möglichst öffentlich wirksam. Mitten in einem wichtigen Meeting oder wenn die Person „im gleichen Raum mit einer Entscheidung“ war.

Laß keinen vorbei!

Die „10 A’s der Karriere“ sind hierbei:

Alle
Anfallenden
Arbeiten
Auf
Andere
Abschieben
Anschließend
Anscheißen
Aber
AnstÀndig

Faszinierend empfand ich, dass einige der Befragten einen ernĂŒchterten Blick auf Karriere haben: „Karriere ist leer“, „schwach“ und „enttĂ€uschend“. „Karriere ist nur ein Wort“. „Karriere wird ĂŒberbewertet“. „Karriere hat keinen Zusammenhang zum Leben.“

Ist Karriere nun solange, wie Du funktionierst?
Das entscheidest Du allein. Der Preis der Entscheidung ist allerdings hoch. Er könnte Karriere bedeuten, jedoch auch Deine Karriere kosten.

Ich freue mich auf eine angeregte Diskussion. 😎

Dein Leben ist lediglich eine Entscheidung entfernt.
Euer Christian