Jeden Tag bekommst Du 86.400!

Stell Dir vor, Du bekommst jeden Tag 86.400€. Zwei Bedingungen: Erstens, Du musst sie ausgeben – jeden Tag. Ansparen geht nicht. Überweisen geht nicht. Wenn Du sie nicht ausgibst, werden sie wertlos. Die zweite Bedingung: Die tägliche Überweisung kann sofort, unangekündigt und ohne Widerspruch gestoppt werden. Was würdest Du tun? Nun ich denke, die ersten Tage ist es leicht. Ein Auto, noch ein Auto, einen Elektromarkt leerkaufen, fett Essen gehen, ab geht die Party und die Party geht ab. Hey Du könntest noch Deine Familie und Deine Freunde beglücken, jeden Tag jemand anderes. Nach einem Monat geht’s vielleicht ans Reisen. Aber die Sorge, dass es jeden Tag vorbei sein kann mit der Herrlichkeit, treibt dich um. Vielleicht doch lieber was anderes damit machen…?

Ich sag Dir mal was: Du bist genau drin, in diesem Spiel. Es gibt nur eine Änderung. Es sind nicht 86.400 EURO, es sind 86.400 Sekunden. Jeder Tag beinhaltet 86.400 Sekunden Leben. Du kannst es nicht ansparen, Zeit verstreicht. Zeit fließt. Zeit hat man nicht.

Zeit will genommen werden.
Christian Zander

Und wir schreiben 2017 und haben Zeit satt! Nein? Doch! Im Jahr 1850 haben wir noch 82h pro Woche an 7 Tagen in Deutschland gearbeitet. Heute sind wir bei 35-40 Stunden bei 4 oder 5 Wochenarbeitstagen auf Arbeit.
(Guckst Du Wikipedia)

Warum klagen dann so viele über Zeitmangel und dass sie keine Zeit für sich und ihre Familie und Freunde haben? Meine Erklärung ist vielleicht zu simpel, aber ich glaube dennoch einleuchtent. Während wir früher zwar lange arbeiteten, also viel Zeit mit Arbeit verbrachten, hatten wir nur wenige Aufgaben zu bewältigen. Wir haben das sorgfältig gemacht. Wir haben als Beispiel einen Brief geschrieben, mit dem Wissen, dass er nur einen Empfänger hat und dass er so geschrieben werden muss, dass nachträgliche Erklärungen nicht notwendig sein sollten. Denn das würde einen enormen Zeitverlust bedeuten.

Heutzutage schreiben wir mal eben eine E-Mail an 12 Empfänger mit halbgarer Information und 120 Sekunden Aufwand. Anstelle von eigener Sorgfalt nehmen wir uns Zeit. Zeit der Empfänger. Und das rächt sich, denn sie nehmen sich auch Zeit, Deine. Und so werden aus einer E-Mail zwanzig und aus einem längeren Aufwand für eine sorgfältige E-Mail werden vielleicht zehn. Zehn Taskwechsel, die Kraft und Energie kosten. Die Menge an Taskwechseln steigt in unserer Zeit exponentiell und übersteigt unser Leistungsvermögen. Und das endet nicht auf der Arbeit, sondern setzt sich unablässig bis in unser Privatleben (Noch ein Level, noch eine Folge, noch eine Nachricht, …) fort. Deswegen nutzen wir die Zeit nicht. Sie verfällt.

Sofortness

„Sofortness“ könnte man das nennen – immer gleich schnell handeln. Oh – eine E-Mail, zack beantwortet – ooh eine Antwort – zack. Zack! Zack! Zack!… Oooooh eine Entscheidung ist fällig… Hier müsste ich mir aber gründlich Gedanken machen, habe jetzt keine Zeit (vielleicht morgen) – noch 17 E-Mails… also antworte ich taktisch. Hauptsache, der Ball liegt nicht bei mir. Da müssen andere schon schlauer sein, als ich. Zack! Zack! Zack! Strategische Entscheidungen, Grundlagen legen und das gute alte Churchill Diagramm sind zwar bekannt, aber längst vergessen. Der Alligator Alltag hat uns voll im Griff.

Wir schaffen nichts mehr, wir bekommen Burn-out (ok, manche rosten-out – auch eine Form der Oxidation)  und wir fühlen uns am Ende leer und denken wir haben nichts geschafft. Dabei bin ich ja ein Done-Junkie (Done Junky und Stressie).

M&M – der Unterschied

Ich habe darüber schon vor etwa 2 Jahren in whoosh die show berichtet. Um genauer zu sein in Episode 5 der ersten Staffel. Ich nannte das damals „M&Ms – von Managern und Machern„. Ich kam aus dem Managen. Und das verstehe ich in etwa so – viele Menschen am Laufen halten, Informationen einholen, neue Tasks erzeugen, Problembälle zugespielt bekommen – schnell entscheiden und gegebenenfalls mehrere Bälle an verschiedene Spieler weiterreichen. Das Ganze hatte etwas von Jonglage. Kein Ball durfte runterfallen oder lange auf dem Boden liegen. Alles musste fließen. Zeit für Strategien habe ich mir in den ruhigen Morgenstunden genommen und dann ging’s los. Vor zwei Jahren hatte ich jedoch eine andere Aufgabe. Ich programmierte wieder. Da sind schnelle Taskwechsel tödlich und verbrauchen enorm viel Zeit. Das bedeutete für mich, ich musste meine Arbeitsweise verändern. Aber den ganzen Tag durch-programmieren hat auch nicht funktioniert. Damals bekam ich eine Studie der Draugiem Group aus Lettland in die Hand, die mir sehr geholfen hat, mit dieser Herausforderung klarzukommen.

Das Geheimnis ist der Rhythmus

Mehrere Stunden am Stück durchzuarbeiten ist nicht klug. Unser Gehirn benötigt nach Phasen hoher Konzentration eine Regenerationsphase. Aber eine wirkliche Regeneration. Also kein Facebook, keine E-Mails, keine Computerspiele daddeln. Es benötigt plaudern mit Kollegen in der Kaffeeküche, Zeitung oder ein Buch lesen, eine Runde spazieren gehen oder etwas Moving.
(Quelle: http://www.friendsneheim.de/img/fitness/moving_b2.png)

Der empfohlene Rhythmus ist 52:17. Das heißt 52 Minuten ungestört arbeiten, danach 17 Minuten Pause machen und dann wieder von vorne.

Meine Erfahrungen damit sind super. In den 52. Minuten schafft man gut was weg und wenn dann das Pause-Signal kommt, hat man außerdem das Gefühl, etwas geschafft zu haben. Mit ssQ erzeugt man sogar einen richtigen Produktivitäts-Boost! Ein klassischer 52 Minutenblock ist bei mir E-Mails Lesen und Social Media. Da kann man ja schon mal versacken in seinen Timelines bei Facebook, LinkedIn oder Twitter – ist ja auch alles so interessant, lustig und cool. Aber dann gongts und ich kann raus aus dem Versacken – ein bischen wie beim Film Inception – sonst bleibt man da den ganzen Tag – sein ganzes Leben…

 

Ich kann das nur empfehlen und nutze diesen Rhythmus noch sehr häufig, immer dann, wenn ich etwas Schaffen will und das ist oft. 🙂 Als Helfer habe ich eine Website gefunden, die den Rhythmus gibt: Intervalltimer – Starten und los.

Du bist noch eine Entscheidung entfernt…

Christian