Freiheit ist anstrengend und kostet Gewalt.

Lange habe ich als Geschäftsführer der Protected Networks GmbH und bei meinen vorherigen Arbeitgebern, die in mich investierten als Manager meine Brötchen verdient. Begonnen habe ich jedoch jede meiner neuen Berufungen mit MACHEN – nicht mit managen. Damit möchte ich auf keinen Fall sagen, dass Manager nichts machen würden (auch wenn vielen sofort die Geschichte vom Vergleich eines Managers mit einem Zitronenfalter einfallen wird. „Wer glaubt, das Projektmanager Projekte managen, der glaubt auch, dass Zitronenfalter Zitronen falten…“)

Ich möchte auf etwas anderes hinaus: Manager und Macher verfolgen zwei völlig unterschiedliche Arbeitsweisen, die sie an den Tag legen, sie haben sich sozusagen auf die Anforderungen ihrer Aufgabe evolutionär angepasst.

Der Alltag eines Managers ist mit der Arbeit eines Jongleurs vergleichbar. Es geht darum, möglichst viele Bälle in der Luft zu halten und dabei gut auszusehen. Die Kunst ist es, jeden Ball kurz anzufassen und ihm neuen Schwung zu geben. Der Jongleur kann sich sicher sein, wenn er einen Ball eine Weile lang nicht berührt hat, dann liegt er auf dem Boden. Das geht den Managern in der Regel ebenso. Eine gewisse Kontrolle an neuralgischen Punkten, ein Rat hier, etwas Schwung dort und ein zwei kritische Fragen an dieser wichtigen Stelle und schon fliegt der Ball – respektive das Projekt wieder. Emails kommen und gehen, Meetings, Telefonkonferenzen und Küchengespräche. Zwischendurch noch neueste Informationen vom Kunden holen und den Status verstehen und erklären können. Kurz darüber nachdenken:

  • Wo lauert eine Falle
  • Bekommen wir einen Engpass
  • Habe ich alles bedacht
  • Was war noch mal mit xy… Er hatte da so eine kritische Bemerkung – da muss ich noch mal nachfragen…
  • Ich muss noch einmal bei Petra anrufen, damit auch sichergestellt ist, dass …
  • etc.

Das sind viele Tasks die nur kurz der Aufmerksamkeit eines Managers bedürfen und weiter gehts. Ein Manager denkt in sehr kurzen Zeitabständen, sagen wir 15 Minuten, dann ist ein Taskwechsel notwendig. Schnell muss es gehen – da kommt schon der nächste Ball – „ohhhh ein großes Problem – das will gelöst werden – weiter, immer weiter…“. Rast- und ruhelos sind Manager auf der Jagd nach dem nächsten Thema, so dass lange Präsentationen, zu viele Details und detaillierte Informationen zur Plage werden. Eine Email, die länger als eine Bildschirmseite ist, wird da schon mal verworfen oder mit der Bitte um einen Extrakt zurückgeschickt – oder der Manager kommt einfach vorbei, oder ruft an und fragt. Themen, die länger dauern werden delegiert und das Extrakt wird konsumiert.

Am Ende des Tages hat ein Manager viel bewegt und in Bewegung gebracht, Dinge entschieden andere ausgesessen oder einfach vergessen. Sie sind „untergegangen“ oder hinten runtergefallen. Ein helles Feuer, von dem alle erwarten, dass es immer für das Projekt brennt.

Ein Macher macht. Er hat intensive Aufgaben zu tun, die all seine Aufmerksamkeit benötigen. Bitte – keine Hektik. Gaaanz in Ruuhe und mit bedacht. „Nur keine unnötigen Taskwechsel jetzt, wo ich das Problem beginne zu verstehen“, ist seine stille Bitte an die Umgebung. Es gilt voranzukommen und in ein paar Tagen, Wochen oder Monaten mit einem sehr guten Ergebnis aufzuwarten. Seine Arbeit ist vergleichbar mit der eines Handwerkers, wie eines Uhrmachers oder Musikinstrumentenbauers. Die Handgriffe sind wohlüberlegt und geübt, während die Uhr auseinandergenommen vor dem Macher ausgebreitet liegt, bittet er, nicht gestört zu werden. Ansonsten könnte es sein, dass die Uhr am Ende ein paar Gramm leichter ist, als davor. Jede Unterbrechung, jedes – „ich habe da mal eine Frage“ und jedes ungeplante Action-Meeting stört. Kurzfristige Maßnahmen werden in der Regel als sinnlos und lästig angesehen. Hätte man vorher wissen müssen, aber der Macher wurde ja nicht richtig gefragt.

Ein Macher lebt in Halbtagesrhythmen. Morgens und nachmittags. Und in diesen beiden Blöcken möchte er möglichst keine Unterbrechung und dazwischen ist die Mittagspause. Nun wissen wir alle, dass Taskwechsel viel Zeit kosten, wenn man ein Macher ist und dass man quasi wieder von vorne beginnt, sich in ein Problem erneut hineinzudenken und es zu durchdringen. Ist einmal einer dieser Blöcke unterbrochen, ist ein halber Tag schon fast verloren.

Da stehen sie sich nun beide gegenüber, wollen beide das Richtige und reden prima aneinander vorbei.

Genau diesen Unterschied spüre ich gerade in unserer Firma direkt am eigenen Leib quasi in mir drin. Eben noch Manager und jetzt MACHEN. Businessplan schreiben, Spezifikationen erzeugen, viele neue Themen durchdringen und verstehen, Details beschreiben, damit keinerlei Missverständnisse aufkommen und trotz allem schnell möglichst viele Bälle in der Luft halten, schnell entscheiden, Dinge voranbringen.

Wie schafft man eine Arbeitsatmosphäre, die beides ermöglicht. Jeder hat seinen eigenen Rhythmus und trotz allem muss und soll die Information fließen und es müssen die Bälle in der Luft gehalten werden, während auch die großen und längerfristigen Arbeiten gelingen müssen. Diese Frage treibt mich gerade um und gerne nehme ich euch mit und berichte von unseren Versuchen, diesem Umstand gerecht zu werden.

Soviel kann ich schon mal sagen. Die Arbeitsweise umzustellen, von 30 Minutenblöcken auf 4 Stundenblöcke ist leichter gesagt, als getan. Da muss auch die menschliche Hardware im Kopf einiges leisten und sich umorganisieren. Ich weiß, dass dies seine Zeit dauert. Mich zu überwinden, mir mehr als ein paar Minuten Zeit zu nehmen und tief und intensiv wieder in eine Thematik einzusteigen, war das schwierigste. wie so oft… Etwas Neues zu beginnen – Der Schweinehund sitzt dabei und nervt. Doch… nach ein paar Wochen innerer Anstrengung und Überwindung spüre ich, wie der Spaß etwas zu erschaffen, wieder stark anwächst. Viele der Methoden, die ich während meiner Tätigkeit als Mentor gerne anderen beibringe, verwende ich wieder selbst und spüre, dass sie immer noch gut funktionieren. Wenn ihr wollt, nehme ich euch gerne mit auf die Reise in die Freiheit und der Gewalt gegen innere Schweinehunde.

Macht kommt von MACHEN.