Warum Pokern gut ist, um Deine Entscheidungen zu verstehen.

Diese Woche war ich auf einem Event. Tino hatte mich netterweise dazu eingeladen. Überhaupt Tino: Mitte des Jahres bekomme ich einen Pitch via LinkedIn inklusive einem Video: Trainieren der Entscheidungsfähigkeit mit Hilfe von Poker.
Ich habe das als echt tollen Pitch empfunden, ein wenig über den männlichen Sprecher in dem Video gelästert und ihm geantwortet, dass ich keine Ahnung hätte, ob das bei uns helfen würde, aber er könne ja mal vorbeikommen und den Ausblick in der Freiheit genießen.
Was er auch tat.
Wir haben uns ausführlich ausgetauscht und er, der als ehemaliger professioneller Pokerspieler seinen Lebensunterhalt damit verdient hat, konnte mich davon überzeugen, sein Konzept zumindest einmal auszuprobieren.
Zum Schnupperpokern eingeladen, war ich ganz gespannt und lief in Berlin an einem schönen Nachmittag die Manfred-von-Richthofen-Straße entlang. Eine schöne Gegend. Dort befindet sich auch die Poker Lounge. Dort sollte ich lernen, wie ich durch das DecisionLab Programm das Pokerspiel nutzen kann, um meine Entscheidungsfähigkeit zu trainieren. So wie es wohl schon viele Unternehmen tun und getan haben.
Eines vorweg: Ich habe etwas gelernt – und das teile ich euch mit, doch vorab möchte ich sagen, dass es auch so eine lohnende Veranstaltung war – ich glaube für alle Beteiligten. Anwesend waren sechs Personen. Natürlich Tino von ActionLab Germany als Gastgeber. Er sprach, als ich ankam mit Erhard, Unternehmensberater und Projektleiter, und Michael, ein alter Hase aus der Pokerindustrie, Chefstratege bei Pokerstars und selbst ehemaliger Profi. Später kamen noch die ehemalige Investment-Bankerin Dagmar, David aus dem gleichen Metier und Mike aus dem Silicon Valley, Coach in Sachen richtiger Positionierung von Unternehmen. Also eine sehr illustre Runde, alles in allem mit unterschiedlichem Erfahrungshorizont in Sachen Entscheidungen.

„Sei nie im gleichen Raum mit einer Entscheidung“ (Dilberts Managementsprinzip #1)

Die Diskussionen entspannen sich aus den unterschiedlichen Blickwinkeln rund um das Entscheiden, angeregt durch das Pokerspiel und die damit verbundenen strategischen Betrachtungen. Die Erkenntnis, dass Entscheidungen in der Regel immer mehr zu einem Ritual verkümmern, das nur dazu da ist, „cover your ass“ zu betreiben und wenn eine Entscheidung sich als „falsch“ herausgestellt hat, sagen zu können, man sei nicht schuld, exponentiell mit der Größe der Firma ansteigt, führte zu einem lauten „Hallo!“ und munterem Gelächter. Wirklich entschieden wird kaum noch.

It’s result that counts! Is it?

Der – neben vielen Eindrücken – für mich persönlich spannende Teil, der mich sofort angeregt hat, darüber zu reflektieren war der folgende Aspekt: Bin ich ergebnisorientiert oder prozessorientiert? Sofort fällt mir ein Spruch aus meinem bisherigem Arbeitsleben ein: „It’s the result that counts, not the efforts…“. Also sollte man wohl besser ergebnisorientiert sein. Das Ergebnis ist alles, oder? Ich hatte mir bis zu diesem Zeitpunkt keine Gedanken gemacht, ob ich so oder so wäre. Der springende Punkt hierbei ist der folgende:
Wenn ich spiele, zum Beispiel Poker, dann habe ich eine hohe Samplerate (viele Spiele) und kann so eine Menge über den Prozess lernen. In unserem agilen Umfeld nenne ich das „früh und häufig scheitern“ oder SSQ. Von drei Spielen möchte ich kurz berichten: 2 mal hatte ich eine echt gute Hand (als Laie sage ich mal – nahe an der zweitbestmöglichen Hand, die man haben kann) und habe bei beiden am Ende verloren. Beim dritten Spiel hatte ich ein Paar (das ist so ziemlich das Zweitschlechteste, was man haben kann) und habe gewonnen. Wäre ich ergebnisorientiert, würde ich lernen: Spiele nur mit schlechten „Händen“, dann gewinnst Du… Aber hey: Offensichtlich ist jedoch – langfristig sollte ich jedoch nur mit den guten „Händen“ spielen. Hin und wieder kann ich ja versuchen, die schlechten „Hände“ Opportunity getrieben mitzunehmen und auch hier einen Gewinn zu erzeugen.

Der Prozess der Entscheidung ist wesentlich wichtiger, als die erzielten Ergebnisse, die in geringer Samplegröße wesentlich anfälliger für Glück oder Pech sind. Zufall eben. Im Business ist die Samplesize noch viel kleiner. Und selbst mit einer guten Hand (=einer guten Entscheidung) kann man danebengreifen. Jetzt auf den Entscheider rumzuhacken – so wie ich dies immer wieder erlebe und erlebt habe – ist schlichtweg falsch. Der Entscheidungsprozeß ist hier wesentlich. Da war doch was? Ach ja: unser prioBuzzer

Was ich mitnehme:

  1. Hätte mich letzte Woche jemand gefragt, ob ich prozess- oder ergebnisorientiert bin, hätte ich spontan geantwortet: Ergebnisorientiert.
  2. Stimmt aber gar nicht. Intuitiv war ich schon immer prozessorientiert – Ich habe mich gefragt, ob ich auf dem Weg zum Ergebnis anders hätte entscheiden sollen. Wenn es die bestmögliche Entscheidung zu diesem Zeitpunkt war, dann ist trotz schlechtem Ergebnis alles so, wie es sein soll.
  3. Egal ob etwas gut läuft oder schlecht, hinterfrage den Weg dorthin, um zu lernen.
  4. Trainiere den Prozess, damit er in kritischen Situationen, wenn der Stress-Level hoch ist, zur Verfügung steht 🙂
  5. Nur weil Du ein Pokerstar bist, musst Du noch lange nicht gewinnen 😊

in der freedom manufaktur Leben wir das heute schon:

  • Entscheidungen werden dort getroffen, wo das Problem entstanden ist, die Herausforderung existiert
  • Entscheidungen werden nicht nach „oben“ delegiert – es gibt kein „oben“ oder besser alle sind „oben“
  • Hole dir Rat von allen Betroffenen und von Experten
  • Entscheide und sorge dafür, dass Deine Entscheidung die richtige ist und löse dich vom ständigen Fokus auf Ergebnisse 🙂

Einen fetten Dank an Tino, das hat nicht nur Spaß gemacht, sondern war sehr lehrreich für mich und bestimmt auch für die anderen. Und einen ebenso fetten Dank an Vu von der Pokerlounge, unserem Dealer, der mit unendlichem Langmut unsere Diskussionen ertrug und am Ende noch genau wusste, wer wann mit welchem Blatt gewonnen hat. Respekt!

Dich selber und tolle Leute kennenlernen, über Entscheidungen lernen und Entscheiden trainieren und dabei auch noch Spaß haben: das ist DecisionLab!

„Du bist noch eine Entscheidung entfernt…“

 

Wir sind die freedom manufaktur

ich bin Christian

und das sind unsere Geschichten.

p.s.: Das Video in englisch…