Alter Schwede, was ist nur los mit euch? Muss ich schon wieder erklären, wie der Hase läuft?
Nagut. Dann spitzt mal die Ohren!

Gestern begrüßte ich Florian mit einem freundlichen: „Moin!“
Florian daraufhin: „Naja, ist jetzt schon fast zwölf. Der Morgen ist vorbei.“

Moin

Wenn DU auch so einer bist, der glaubt, moin sei die Norddeutsche Variante von: „Wunderschönen guten Morgen, lieber Herr Krockert, ich hoffe, Sie hatten eine angenehme und erholsame Nachtruhe, und ihnen steht nun ein erfreulicher neuer Tag bevor“ – wenn Du das glaubst
dann ist dieser Blogartikel genau der richtige für Dich!

Moin heißt nicht Morgen

Moin kommt nicht von Morgen, sondern von schön. So simpel isses.
Das leitet sich ab vom Niederdeutschen mooi‘, beziehungsweise vom Ostfriesischen moi. Das heißt dasselbe wie das Niederländische mooi. Nämlich: schön, hübsch, angenehm, gut.

Und da liegt auch schon des Pudels Kern begraben: Schönheit gibt es nicht nur morgens, die gibt es den ganzen Tag über, auch Nachts, 24/7 sozusagen, rund um die Uhr, Non-Stop. Morgens gibt es Schönheit sogar tendenziell am wenigsten, wenn man sich vor Augen hält, wie Florian nach dem Aufstehen und vor seiner ersten Tasse Kaffee aussieht.

Warum man sich gegenseitig schön an den Kopf wirft, um sich zu begrüßen, weiß ich nun auch nicht, aber das ist mir auch Lumpe. Du musst die Herkunft einer Begrüßung nicht kennen, um sie benutzen zu können. Oder hat Dich je gejuckt, was die Wurzeln von Hallo sind? Eben.

Ein freundlicher Hinweis zur Rechtschreibung

Vielleicht hast Du Lust, nicht moin, sondern mojn zu schreiben. Vielleicht bist Du auch ein ganz ausgefuchstes Eichhörnchen und versuchst Dich mit moien. Oder du fühlst Dich so richtig mutig und schreibst: mòjin. Und weißt du was? DU HAST VERDAMMT NOCH MAL RECHT DAMIT! Du kannst moin so schreiben, wie Du das willst. Nimm Dir ein Beispiel an den Dänen, Luxemburgern und Polen. Die lassen sich da auch von niemandem was vorschreiben und schreiben moin genau so: mojin, moien und mòjin.

Nur wenn du moins oder moinz schreibst, dann kriegst Du was von mir auf die Finger. Dann bist du nämlich ein Schweizer. Und als Schweizer hast Du schon die beste Begrüßungsformel von allen, nämlich grüezi. Also was willst Du da mit so ’ner lahmen Schnecke wie moin??! Schuster, bleib bei Deinem grüezi, sag ich immer.

Obacht beim Doppel-Moin!

Verdoppeln ist geil. Wir nutzen das gern, um Aussagen zu verstärken, um sie besonders zu betonen.

Hört, hört!
Mensch, Mensch!
Schön, schön!

Also warum nicht auch moin moin?
Ganz einfach: Das ist immer noch ’ne Grußformel aus dem Norddeutschen. Und was sagt man über die Norddeutschen, Florian?

„Dass sie ihre Fischbrötchen immer mit zwei Händen festhalten, damit die Möwen sie nicht wegschnappen?“

Richtig, aber irrelevant.

„Dass sie ständig Alkohol trinken?“

Ach, Du wieder mit Deiner Alkoholverunglimpfung. Nein, Deppian, Norddeutsche sind auf den Mund gefallen. Also, im übertragenen Sinn. Die reden nicht gern. Kein dauerndes Blabla, kein dummes Geschwätz, kein ständiges Klönschnack, wie die das nennen.
Und jetzt rate mal, wie Norddeutsche das finden, wenn Du völlig unnötigerweise das kurze, knappe moin verdoppelst, einfach nur weil Du nicht genug davon kriegen kannst, zu quasseln. Richtig. Die finden das blöd und werfen dann mit ihren Fischbrötchen nach Dir.

Was hast Du heute gelernt?

Nur weil etwas ähnlich klingt, muss es noch nicht dasselbe sein, Du Taschen-Etymologe! Wasser und Doppelkorn sehen sich ja auch zum verwechseln ähnlich, aber es liegen Welten dazwischen (nämlich ca. 38%). Also entspann Dich mal, Keule.