Kennt ihr das? Man hört eine Nachricht, die man einfach nicht richtig glauben kann. „Microsoft liebt Linux“, da muss doch ein Haken sein. So erging es mir, als ich 2014 die Ankündigung hörte. Vermutlich ist es auch nicht falsch, aber eben übertrieben dargestellt, man kennt ja die Tricks des Marketing einer so großen Firma.

Doch es kommt anders als ich dachte

Ich hatte am Samstag ein Schlüsselerlebnis, welches mich eines Besseren belehrte. Ich saß an meinem Computer und las die verschiedenen Neuigkeiten aus der IT Branche und sah einen Artikel über unsichere Router von Netgear (62 Netgear-Router sind aus dem Internet angreifbar). Ich habe zwar keinen Netgear Router, aber dennoch ein ziemlich altes Modell von D-Link, welches schon seit Jahren nicht mehr mit Updates versorgt wurde und auch schon die ein oder andere öffentlich bekannt gewordene Sicherheitslücke hatte. Im Hinterkopf hatte ich schon lange das alternative Router-Betriebssystem OpenWrt, eine herstellerübergreifende Open Source Lösung. Also dachte ich mir, das probier ich mal aus!

Linux auf meinem Router, geht das?

Nach nur wenigen Minuten Recherche fand ich heraus, dass mein Router auf der Liste unterstützter Geräte stand. Bitte schaut Euch mal kurz die Anleitung an, die Ihr auf der Seite dazu findet. https://wiki.openwrt.org/toh/d-link/dir-300. Oh man, selbst für mich als Technik-begeisterter Mensch wirkte das abschreckend. Und das schlimme, alles für Linux, Mist! Ich habe kein Linux, ich kenne mich mit Linux nicht aus und hatte auch keine Lust mir jetzt eine Linux Live-CD oder so etwas anzueignen.

Aber ich wusste noch, Microsoft liebt ja Linux und angeblich soll man jetzt in Windows auch Linux machen können. Das hatte ich damals als Marketing Aktion abgetan und mich damit nicht weiter beschäftigt. Durch das ASP.NET Community Standup wusste ich aber, dass da mehr dahinter steckt als nur eine billige Emulation, die keinem wirklich nützt.

Ich installiere mal eben Linux auf meinem Windows!?

Unter dem Punkt „Turn Windows Features on or off“ findest du heute, in einer aktuellen Windows 10 Version den Punkt „Windows Subsystem for Linux (Beta)“. Häkchen gesetzt und Neustart. Nach dem Neustart fand ich in meinem Startmenu einen neuen Eintrag namens „Bash“. Bash ist eine extrem weit verbreitete Eingabemaske für Befehle in ein (Linux) Betriebssystem. Ich starte das und werde gefragt ob ich jetzt Ubuntu (eine Linux Distribution) installieren möchte. Ja, will ich und das war es! In typischer Microsoft Manier, muss ich nichts von Linux oder Dateisystemen wissen. Zwei drei Klicks und fertig. Das hat mich echt begeistert. Aber jetzt die Frage, kann ich denn damit auch meinen Router bearbeiten, sprich kann dieses Linux im Windows überhaupt was? Was soll ich euch sagen, ja, es kann alles.

Genau wie in der Anleitung geschildert, konnte ich mich Schritt für Schritt durch die Kommandos arbeiten und es lief. Das einzige, was ich nicht hinbekommen habe, war den erforderlichen TFTP Dienst zum Laufen zu bekommen. Aber das war nicht wirklich ein Problem, denn ich war ja gleichzeitig noch in meinem Windows und habe einfach ein Windows TFTP Programm gestartet, welches dann im Wechselspiel mit der Linux Console arbeitete.

Fazit

Microsoft meint es echt ernst. Erst gibt es Virtuelle Maschinen mit Linux im Azure. Dann läuft Linux im Windows selbst. Jetzt wird der Microsoft SQL Server, ein sehr populärer Datenbankserver von Microsoft nativ für Linux angeboten.

Es ist schon echt erstaunlich zu beobachten, wie ein Unternehmen, welches Jahrzehnte lang alles, was nicht in seinem Universum war, belächelt oder ausgegrenzt hat und jetzt in nur wenigen Jahren (ca. 5) zu einem Konzern geworden ist, der sowohl in der Open Source Welt aktiv geworden ist, als auch mit diversen anderen Plattformen interagiert.

Mein Rat an alle, die das Lesen, schaut euch mal die ganzen neuen Sachen von Microsoft an. Ihr werdet erstaunt sein, was es alles gibt.

 

Gruß

Martin