Buchhaltungssoftware: Endlich angekommen… oder?
Wer sucht der findet… Oder auch nicht. Teil 3 unserer „perfekten“ Buchhaltung – DATEV Unternehmen online
Nach einem langen Weg und vielen Tests und Erfahrungen mit vielen Buchhaltungsprogrammen, die ich Euch in dieser Serie im Teil 1 und Teil 2 beschrieben habe, sind wir nun doch bei der DATEV Software gelandet.
Unternehmen Online nennt sich diese und sie ist so schlimm, wie ich es vermutet habe. Aber fangen wir mal am Anfang an. Die Software hat wie immer von uns gewünscht eine DATEV Schnittstelle. Ist ja auch klar, denn es ist eine Software von DATEV. Obwohl, man weiß ja nie… Bei dieser DATEV Unternehmen online Software ist vieles eben nicht klar, wie Ihr noch lesen werdet.
Sicherheit wird bei DATEV groß geschrieben. Deshalb bekommt jeder Nutzer einen eigenen Sicherheits-USB Stick mit eigenen Log-in Daten. Um loszulegen muss sich der Stick in einem USB Port befinden und im Anschluss müssen diverse Sicherheitspakete installiert werden, bevor man an dem Punkt ist, an dem man die Software starten kann. Das ist schon etwas nervig, aber das muss ja nur einmal gemacht werden.
Der erste Start der Software – Was für ein Erlebnis!
Freude macht sich breit, die Software startet. Und als ich die Oberfläche der Software sah, verschwand die Freude auch schon wieder aus unserem Gesicht. Ich sah das Gegenteil von benutzerfreundlich. Kein Wizard der Dich führt, um Dir die ersten Schritte zu vereinfachen. Keine selbsterklärenden Icons, die Dich schnell zum Ziel führen. Nein, nur Textpunkte zum Anklicken.
Nachdem ich dann mühevoll unser Unternehmen angelegt hatte, wollte ich gerne auch unseren Kontenrahmen (SKR03) auswählen, damit wir beim Eintragen der Belege schon das richtige Konto zuordnen können. Fehlanzeige. „Geht nicht, gibt es nicht!“ dachte ich, aber DATEV hat mich eines Besseren belehrt. Unglaublich. Ich musste tatsächlich alle Konten per Hand anlegen. In jeder, auch noch so schlechten von uns getesteten Software, waren die verschiedenen Kontenrahmen immer schon enthalten. Aber es sollte nicht das letzte Mal sein, dass ich sprachlos vor DATEV saß.
Spüre die Benutzerfreundlichkeit.
Als nächstes wollte ich unser Bankkonto anlegen, um einen automatischen Abgleich mit den Belegen zu haben. Also klicke ich auf „Bank“. DATEV lädt und lädt… Fehler. „Dieser Bereich ist für Sie gesperrt, weil … blabla.“ Puh. Darf man Software eigentlich anbrüllen?
Nach dem ich es endlich geschafft habe, irgendwie und irgendwo unser Bankkonto anzulegen, wollte ich nun natürlich auch die Kontoauszüge online abholen. Wieder einmal durchsuchte ich die Menüpunkte. Merkwürdige nicht wirklich selbsterklärende Worte bilden hier ein undurchdringliches Labyrinth für DATEV Neulinge.
Ich klickte mich von oben nach unten durch den Dschungel. Schließlich hat man ja sonst nichts zu tun… Oh…, unter dem Ordner „Belegwesen“ gibt es tatsächlich einen Menüpunkt „Bankkonto“. „Wer auch immer da suchen würde“, dachte ich so bei mir. „Egal! Ich habe es ja gefunden.“ freute ich mich – zu früh. Denn egal wo ich auf dieser Seite suchte und klickte, es gab nur einen Knopf und der hieß „Kontoauszüge öffnen“. Aber bevor ich Sie mir anzeigen lassen kann, muss ich sie doch erst mal abholen, oder? Und wieder eine Einbahnstraße à la DATEV. Verzweifelt suchte ich weiter.
„Da, da steht was von Zahlungsverkehr, da muss es sein…“ Viel Suchen und einige Klicks weiter kam ich dann auf eine Maske, auf der es ein ganz winzig kleines Icon gab. Ein Dokument mit 2 Pfeilen zum Kreis geformt. Keine Erklärung, kein Text, nur purer Zufall beziehungsweise sehr hohe Ausdauer lässt einen dort ankommen. Zu denken, dass es sich um den Kontoabgleich handeln soll, kommt schon ein wenig einem Adventure Spiel gleich. Ein Klick und… Tatsache, die Kontoauszüge wurden abgeholt. Endlich.
Man kann sich auch an Frust gewöhnen.
Jedes Mal, wenn ich die Software öffne, muss ich erneut anfangen zu suchen. Nichts aber auch gar nichts ist hier ansatzweise intuitiv gestaltet. Selbst unsere Steuerberaterin sagte, dass sie nach 15 Jahren DATEV Software Nutzung immer wieder neue Dinge findet. Adventure eben…
Ja, viele Wege führen hier vermeintlich zur selben Maske und dadurch zum selben Ergebnis, allerdings nur scheinbar. Es macht einen nur verrückt, das je nach Weg, wie man zur Maske kam, diese anders aussieht oder ganze Felder fehlen oder an anderen Plätzen zu finden sind.
Auch Updates machen diese Software gefühlt nicht besser, sondern nur schlechter. Außerdem ist es unglaublich, wie DATEV mit aller Macht sein Monopol erhält, in dem Sie anderen keine ordentliche Schnittstelle für Drittanbieter zur Verfügung stellen und sich dann selbst trauen, solch eine unterirdische Software abzuliefern.
Geteiltes Leid ist halbes Leid?
Wir haben einiges zu buchen. Rechnungseingang und -ausgang. Die Kasse. Anlegen von Kunden und Lieferanten. Angebote und Aufträge schreiben. Und vieles mehr. „Na das mache ich doch nicht alleine“, dachte ich mir. Ein zweiter Stick war schnell für knapp Sechzig Euro bestellt und eingerichtet. Und dann kam das böse Erwachen. Ich schrieb gerade ein Angebot und der Kollege buchte die Eingangsrechnungen. Als ich dann speichern wollte kam die Meldung, dass es nicht möglich sei, weil ein anderer den Mandanten schon bearbeiten würde. Ich kann ja verstehen, dass man nicht am selben Datensatz arbeiten kann, aber der Mandant ist ja unsere Firma… Was soll mir das sagen? Dass ich zwar 100 Sticks für 100 Nutzer kaufen kann aber immer nur einer zur selben Zeit daran arbeiten kann? Und das obwohl die Arbeiten nun so gar nichts miteinander zu tun haben außer dass Sie unser Unternehmen betreffen?
Ein DATEV Mitarbeiter reagierte auf meine Verwirrung ebenfalls mit Verwirrung und antwortete:
Da wollen 2 Mitarbeiter auf einmal dran arbeiten? Das hatten wir ja noch nie.
Leider ist bei DATEV geteiltes Leid nicht halbes Leid, sondern doppeltes Leid. Dennoch müssen wir wohl bei DATEV bleiben. Denn bis jetzt fehlt es an Alternativen.
Unterm Strich kann man natürlich mit der Software arbeiten und die Übertragung zum Steuerberater und dessen Nutzen sind spitzenmäßig. Nur der Unternehmensnutzer bleibt bei DATEV Unternehmen online voll auf der Strecke. Ich könnte jetzt noch vieles nicht nur Schlechtes über DATEV Software schreiben, aber das würde voll den Rahmen sprengen. Mittlerweile sind wir so fit, dass wir gerne Schulungen zu einer Software, die nur mit Lachen zu ertragen ist, anbieten. Wenn ihr Interesse habt, meldet euch bei uns: .
Es grüßt Euch aus der Freiheit
Euer Evangelist René
Ich hatte ja schon immer mit dem Gedanken gespielt so eine SW einzusetzen, um a) etwas billiger weg zu kommen und b) aktueller mit der Bilanz zu sein.
In sofern war der Artikel also eine Art Werbung für das Produkt für mich und ich habe mir das gleich mal angesehen.
Doch beim Klick auf „Systemvoraussetzungen“ ein ungläubig-amüsiertes Lachen: Geht alles nur mit Internet Explorer. Also keine Option für unsere Mac-basierte Firma (wir entwickeln iOS Apps und auch unsere Android-Apps auf Macs).
Schade eigentlich. Danke trotzdem für den Artikel!
Lieber Thomas,
leider hast Du recht. Ich musste mir den IE auch erst wieder installieren. Den benutze ich schon ewig nicht mehr.
Man merkt DATEV an allen Ecken an, dass Ihre Architektur aus dem letzten Jahrtausend stammt.
Sollte ich etwas besseres finden gebe ich hier gerne Bescheid.
Liebe Grüße René
Hallo, das ist jetzt ein Jahr her. Wie hat es sich entwickelt?
Grüße Christof
Hi Christoph,
von Datev haben wir uns nach langem Quälen dann doch getrennt und sind nun echt glücklich, dank lexoffice.
Siehe hier: https://freedom-manufaktur.com/buchhaltung-kann-ja-richtig-spass-machen
Liebe Grüße
René