„Was soll schon schiefgehen…“ ist kein guter Plan für ein Projekt, egal wie einfach es scheint.

Erfolgsverwöhnt bin ich. Viele kleinere und größere Projekte, die ich seit Anfang des Jahrtausends on-time, on-budget und on-quality (das heißt pünktlich, zu den geplanten Kosten und in der gewollten Qualität) vollendet habe, und natürlich 8MAN, wo wir in meiner Zeit als Gründer und CTO lediglich einen Release zeitlich verrissen haben, zählen zu meinen erfolgreichen Meilensteinen. Da kann ja wohl eine App und ein Internet-Portal kein Problem sein. Schließlich habe ich schon wesentlich komplexere Aufgaben zum Erfolg geführt.
Andererseits, als bekennender Hertha-Fan weiß ich eigentlich, dass sogenannte „kleinere Teams“ nicht automatisch bedeuten, dass man auch weiterkommt… (ich sage nur LOK Stendal, Wuppertaler SV, TuS Koblenz, Braunschweig, Borussia Dortmund, St. Pauli, Bayern München, …)
myTrekka hat sich als ein Stolperstein gezeigt. Das Projekt dauert echt schon ewig. Fast dreimal solange, wie gedacht – mein persönlicher BER.

Ungewollte Spezialeffekte

Aber jetzt ist er da – myTrekka – viel zu spät und bei weitem nicht so stabil, wie ich es gern gehabt hätte. Als App ist es wichtig, sich im Umfeld von unklaren Verbindungsstati nicht zu verheddern und sich immer dem Kunden gegenüber wohlwollend zu verhalten. Dass das nicht so war, haben wir in unserer Preview-Phase zu spüren bekommen. Gerade der Wechsel zwischen online und offline hatte diverse ungewollte Spezialeffekte: Mal schaltete die Software in den Demo-Modus um, mal gingen ganze Trekks oder Aktionen im Daten-Nirvana verloren oder konnten nicht mehr beendet werden. Das ist natürlich eine Katastrophe für unsere Kunden. Zum Glück hatten wir wirkliche Freunde des myTrekka auf der Kundenseite, die auch – durch uns begleitet – wussten, worauf sie sich einließen. Es gab zwar auch starke Unmutsbekundungen, wie: „Läuft denn hier überhaupt etwas?“ Dem gegenüber stand jedoch, dass myTrekka genau das tat, was unsere Kunden wollten. Von: „Das ist ja einfach“, über: „Super, wie das funktioniert“, bis hin zu: „Danach habe ich schon jahrelang gesucht“, bekamen wir alles zu hören.
Klar haben wir mit heißer Nadel versucht, die katastrophalen Themen so schnell wie möglich zu beheben, aber das führte nur zu neuen spannenden Fehlern und Folgefehlern.

Ehrlich schmerzt am kürzesten – aber fett!

Unsere fünf Werte Neugier, Ehrlichkeit, Erzählbarkeit, Freiheit und Freude stehen für uns über allem. Mit Neugierde habt ihr die Preview-Phase genutzt und wir waren neugierig auf eure ehrliche, ungefilterte Meinung. Die haben wir bekommen. Danke dafür. Auch wenn es schwer fällt – bzw. gerade wenn es schwer fällt: Wir sind ehrlich zu uns selbst. Wir sind selbstverständlich auch ehrlich zu euch: Unsere App ist noch nicht da, wo sie in unser aller Augen sein sollte. Ein Schönreden oder ein verzweifelter Versuch, die App in ihrem jetzigen Stadium zu verkaufen, würde euch eure Freiheit nehmen. Unsere Lösung würde euch nicht unterstützen, sondern eher stören und wir würden uns nicht damit wohlfühlen, euch zu enttäuschen. Wir hätten alle zusammen wenig Freude damit. Das wollen wir nicht.
Al
so beschlossen wir, die Preview-Phase nicht wie geplant mit einem Release zu beenden, sondern wir überarbeiten die betreffenden Stellen und melden uns bei euch, sobald wir wissen, dass myTrekka wie gewünscht funktioniert. Wir glauben, dass wir in spätestens 2 Monaten soweit sein werden.

Trotzdem gut!

Die Preview-Phase hat uns auch gezeigt, dass myTrekka den Nerv der Handwerksbetriebe trifft. Wir haben umwerfend viel, offenes und weiterführendes Feedback von Dir und allen Preview-Teilnehmern bekommen. Das stimmt uns froh und zeigt uns, dass wir gemeinsam auf einem guten Weg sind, eine Lösung im Sinne unserer Kunden zu entwickeln. Dafür sind wir sehr dankbar. Auch die Zahlen an Interessenten, die zu uns kommen, stimmen uns zuversichtlich und zeigen eins:

Unsere Kunden setzen auf die richtige Lösung! Glückwunsch 😉

Also gehen wir nun in die Verlängerung und hoffen, das Elfmeterschiessen zu vermeiden. In der Verlängerung ist es immer gut, frische Kräfte auf’s Feld zu lassen. Ich habe das Projekt als Projektleiter nicht mehr in den Händen. Wahrscheinlich bin ich schon viel zu betriebsblind und auf jeden Fall auch ganz schön kaputt. Dankbarerweise haben sich René und Philipp bereit erklärt, die Verlängerung zu spielen und ich stehe als Berater an der Seitenlinie und finde wieder Zeit und Kraft für so etwas, wie zum Beispiel diesen Blog-Artikel zu schreiben. Ich bin sehr froh, ein solch eingeschworenes Team zu haben. Menschen, die mit mir zusammen alles überwinden und auch in schweren Tagen, wo ich selber nicht mehr weiterkomme oder sehe, was notwendig ist. Sie sagen, was zu sagen ist und sie wechseln sich tatkräftig selbst ein, und bringen das Projekt jetzt zu einem guten Ende. Es gibt auch nicht die Frage, wer am Ende die Lorbeeren für dieses Projekt bekommt, denn die bekommen unsere Kunden in Form von myTrekka.

Was soll denn jetzt noch schiefgehen…

Christian