Als alles anfing – ich kann mich noch gut erinnern – gab es Bilder aus Wuhan. Sie waren weit weg. Es war wieder einer von diesen grippevirusĂ€hnlichen AusbrĂŒchen. Schon bald kamen erste Berichte aus Deutschland und ich fand das sehr spannend, wie sich das bei der Firma WEBASTO verhielt. Fast wie in einem Krimi. Erst die betroffenen Mitarbeiter der Firma, dann deren Familien. Alle Infizierten abschotten und gut! Das war im Februar 2020.

Junkfood – News

Die Zahlen explodierten und bereits im MĂ€rz wurden Großveranstaltungen abgesagt, Grenzen geschlossen. Bilder aus Italien und dem Elsass ĂŒberschwemmten die Medien und ich fraß sie in mich hinein wie Junk Food. Noch ein Extra – noch ein Sonderbericht – mal sehen, was in Facebook dazu abgeht – Coronakrisen-Binge-Watching. Das machte mich fertig. Ich beschloss fĂŒr mich selbst, diesen Nachrichtenkonsum zu reduzieren. Ich zwang mich zu Social-Media-Distancing, nur einer Nachrichtensendung und einem Extra am Tag.

Komme ich zum Geschehen zurĂŒck, so erinnere ich mich, dass bei etwa 25.000 Infizierten am 22. MĂ€rz unsere Regierung beschloss das sogenannte Social Distancing (besser: physical Distancing) durchzusetzen.
Das Business meiner Firma, der freedom manufaktur, ging in dieser Zeit fast vollstĂ€ndig auf on-hold, befand sich also in Wartestellung. Genauer, es wurde alles verschoben. Kein Auftrag wurde gestrichen und keine Zusage abgesagt. Aber alles wurde geschoben. FĂŒr mich war das hart. Haben wir doch intensive Beziehungen aufgebaut und gute GeschĂ€fte eingefĂ€delt. Und jetzt kam erst einmal nichts.

Ich verstehe total, dass es wichtigere Dinge fĂŒr unsere Kunden gibt, als das, was wir zu bieten haben. FĂŒr sie gilt es, das eigene Überleben zu sichern und die Mitarbeiter bei der Stange zu halten. Vom Kopf her war mir das total klar, aber mein Bauch meinte, dass das nicht sein könne.
Gleichzeitig zu diesem GefĂŒhl des den UmstĂ€nden-Ausgeliefert-Seins, bekam ich selbst Angebote unterschiedlicher Firmen. Viele davon fĂŒhlten sich schmierig an. Es fĂŒhlte sich an, als wĂŒrde ich nach einem Unfall auf einer Trage im Krankenhaus liegen und jemand kommt zu mir und sagt: „Ich bin Anwalt, soll ich den Anderen verklagen?“. Eigentlich habe ich jetzt andere Sorgen.

SpĂ€testens jetzt sollte JEDER Arbeitnehmer eine Rechtsschutz-Versicherung haben — durch Covid-19 kommt eine Wirtschaftskrise

ein Aufruf auf Facbeook

Ich fĂŒhlte mich machtlos und genervt und obwohl ich GeschĂ€ftssinn wertschĂ€tze, haben mich diese Angebote angeekelt.

Angst? Nein. Verantwortung!

Auch im nicht beruflichen Umfeld verĂ€nderte sich Vieles. In meiner Kirche diskutierten wir, wie wir mit der Situation umgehen sollten. Da ging es um Ängste. Menschen fragten sich, ob sie sich anstecken wĂŒrden, ob sie das ĂŒberlebten. Ob ich ĂŒberlebe ist keine Angst, die mich umtreibt. Wenn ich mich ansteckte, wĂŒrde passieren was passieren soll. Die Nebenwirkung des Lebens ist nun mal der Tod.

Damit habe ich kein Problem. Vielmehr hĂ€tte ich ein Problem damit, ÜbertrĂ€ger zu sein und Menschen anzustecken, die im Anschluss an Corona stĂŒrben (sterben wĂŒrden). Das möchte ich nicht. In meiner Gemeinde sind etliche in der Risikogruppe, von Asthmaerkrankten bis hin zu echt alten Freunden und Begleitern. Diese Verantwortung möchte ich nicht tragen.

Auf dem Beipackzettel zu meinem Leben steht unter Nebenwirkungen: „endet tödlich“

Christian Zander

Wertekonflikt

Schon damals zum Lockdown kamen Stimmen hoch, die wir auch heute und vermehrt hören. „Wir mĂŒssen die GeschĂ€ftsbetriebe aufrechterhalten.“ Dahinter verbirgt sich fĂŒr mich ein massiver Wertekonflikt: Business gegen Menschenleben – und dieser macht mich sehr emotional.

Ich versuche mal klar zu formulieren, wo ich stehe: Corona ist ein Virus, der Menschen töten kann, nicht jeden, aber er kann.

Der Virus: Stand heute sterben in Deutschland rund 4,5% der Infizierten mit Corona – nicht an. Letztendlich ist die Todesursache Herz- oder Hirnversagen. Corona trĂ€gt also dazu bei, dass Menschen sterben, die sonst zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht hĂ€tten sterben mĂŒssen. Bei 80 Millionen Deutschen wĂ€ren das 3,6 Millionen Tote, wĂŒrden wir HerdenimmunitĂ€t ohne Impfstoff anstreben. Vielleicht sind es auch nur 30% davon, weil wir eine hohe Dunkelziffer Infizierter haben. (Das wĂŒrde die Quote senken und somit die Gesamtzahl). Die Auswirkungen und das Sterben können wir nicht verhindern, solange es kein Heilmittel gibt. Und ob der Schwedenweg jetzt besser oder schlechter sein wird, werden wir erst am Ende wissen, wenn alles vorbei ist. Mir persönlich ist es lieber, hinterher zu erkennen, dass es auch ohne Lockdown funktioniert hĂ€tte, als zu erfahren, dass es zu katastrophalen ZustĂ€nden gekommen wĂ€re. Das ist das Leben. Man lebt, trifft Entscheidungen, und erkennt erst im Nachhinein, wohin einen die Entscheidung brachte. Nun wĂ€re aber die Feststellung: „Ups, 3 Millionen Tote mehr dieses Jahr, war wohl eine falsche Entscheidung mit der selbstlaufenden HerdenimmunitĂ€t“ schmerzhaft, bitter, unumkehrbar.

Aber zurĂŒck zum Wertekonflikt. Menschen sterben mit Corona. Das ist Fakt. Die Forderungen die damals aufkamen, den GeschĂ€ftsbetrieb aufrecht zu erhalten, hĂ€tte bedeuten können, dass sich sehr viel mehr Menschen ansteckten. Zu viele gleichzeitig Erkrankte bedeutete, Menschen wĂŒrden sterben, weil wir sie nicht gut genug medizinisch versorgen könnten. Die Intensivbetten samt BeatmungsgerĂ€ten reichten nicht aus. Das wĂ€re fĂŒr mich nicht zu ertragen.
Ich denke, wir alle haben diese Bilder aus Norditalien, Elsass und New York gesehen und finde, wir haben in Deutschland bereits genug MassengrÀber ausgehoben. Da brauchen wir nicht noch mehr.

Ich finde, wir haben in Deutschland bereits genug MassengrÀber ausgehoben. Da brauchen wir nicht noch mehr.

Menschen aus DĂ€mlichkeit zu verlieren ist fĂŒr mich nicht akzeptierbar. Deswegen steht fĂŒr mich auch Menschenleben ĂŒber dem Business, GeschĂ€ftsbetrieb. Sicher: Irgendwann wĂ€re es so schlimm, das marodierende Horden umherzögen, das wĂŒrde auch wieder Menschenleben kosten – das wĂ€re abzuwĂ€gen und genau das wird aus meiner Sicht auch getan. Also Lockerungen nicht des GeschĂ€ftsbetriebes wegen, sondern um Schlimmeres zu verhindern. Da bin ich dabei!

Und dann lese ich Boris Palmer (Zitat Boris Palmer im Sat1 FrĂŒhstĂŒcksfernsehen (https://www.hz.de/suedwest/palmer-zitat-loest-heftige-empoerung-aus-45835577.html)) und ich frage mich, ob ein halbes Jahr Menschenleben nichts wert sei – jaja falsch verstanden, aber gesagt und ich behaupte: Als Politiker weiss der Herr ziemlich genau, was er wann und wo und wie sagt. Also mit KalkĂŒl. Ein halbes Jahr zu leben ist fĂŒr ein Kleinkind echt viel und ich kenne einige ĂŒber 90-JĂ€hrige, die ein weiteres halbes Jahr Leben auch zu wertschĂ€tzen wissen.
All diese Gedanken, auch die, wie sie Herr Palmer formuliert hat, sind ok, wenn sie gedacht werden. Damit man im Geiste darĂŒber diskutiert – mit sich selbst und seinem Gewissen, auch mit der Familie und guten Freunden, um fĂŒr sich zu einem Ergebnis zu kommen. In der Öffentlichkeit haben sie meiner Meinung nach nichts zu suchen, auch nicht, um auf etwas hinzuweisen. Das kann man (und ich bin ĂŒberzeugt, dass gerade Politiker das gelernt haben) geschickter formulieren.

Wenn ich Dir eine Schale mit ErdnĂŒssen (oder Skittels, M&Ms, oder so) hinstelle und sage: 4,5% davon töten dich, greifst Du dann voller Lust hinein und futterst? Oder lĂ€sst Du die ganze SchĂŒssel stehen? Wenn Du futterst, dann darfst Du auch solche Dinge sagen wie „dann sterbe ich eben jetzt und nicht in einem halben Jahr.“ Es ist ok, wenn es Dich betrifft.

Guter Job!

Ich dachte nicht, dass ich das mal so laut sage, aber ich fĂŒhle mich in dieser Krise gut regiert. Die, an deren Wahl ich teilgenommen habe, machen einen guten Job. Finde ich. Klar machen sie wahrscheinlich auch Dinge falsch, aber das gehört dazu. Mehrheitlich finde ich die Maßnahmen nachvollziehbar und richtig. Sie holen sich Fakten von Experten, bewerten sie, wĂ€gen sie ab, kommunizieren klar und stringent. Das gefĂ€llt mir gut. Und auch unsere Experten sind weltweit angesehen: Im Science Magazin kann man das nachlesen: „Drosten is one of the world’s foremost experts on coronaviruses“ (https://science.sciencemag.org/content/368/6490/462). Und wir (also nicht ich, aber wir halt, wir Deutschen) shitstormen ihn fast aus unserem Land. Was ist da los? Klare, saubere Kommunikation in einem schwierigen Umfeld, dafĂŒr wurde Drosten sogar ausgezeichnet (https://www.wissenschaftskommunikation.de/zu-recht-preisgekroent-christian-drosten-als-vorbild-fuer-die-wissenschaftskommunikation-37951/). Und Statistik ist kompliziert.

Reproduktionsfaktor: Wenn wir 1.000 erkrankte Menschen haben und die zusammen 1.000 Menschen anstecken, dann haben wir einen Reproduktionsfaktur von 1 – jeder steckt einen an. Wenn 500 erkrankte Menschen existieren und die stecken 1.000 an, ist der Faktor 2. Aber es sind immer noch 1.000 Personen angesteckt. Das heißt, je geringer die Anzahl der infizierten, desto höher steigt der Reproduktionsfaktor bei gleichbleibender Anzahl von Neuansteckungen.
Wer jetzt gedanklich raus ist – das ist Statistik, Sorry.

Wir stehen heute bei ca. 22.000 Infizierten. In etwa die gleiche Menge, bei der der Lockdown beschlossen wurde.
Einzig stört mich, dass jetzt keine fĂŒr mich erkennbaren Hilfen Verbesserungen im Gesundheitssystem und in begleitenden Maßnahmen – Atemwegstherapien, Achtsamkeit, ErnĂ€hrung und vieles andere mehr, erfolgen. Das finde ich zwar verstĂ€ndlich, aber schade – darum kĂŒmmern wir uns dann im Anschluss. Versprochen?

4 von 5 haben Schwierigkeiten mit Statistik, das sind umgerechnet 37%.

Internet-Weisheit

Man, geht es uns gut

Ich bin sehr dankbar, in diesem Land leben zu dĂŒrfen. Wir besitzen mehr Intensivbetten, als wir zurzeit benötigen und hoffentlich auch jemals benötigen werden. Wir haben eine Regierung, die erst denkt und dann handelt, die sich mit einem ziemlich klaren Kurs voran bewegt und nicht wie  – ach egal: Du kennst die anderen Pappenheimer in anderen LĂ€ndern selbst.
Wir haben ein ausgezeichnetes Gesundheitssystem, das am Limit ist, aber noch funktioniert. Hier erkennen wir gerade, dass wir möglicherweise zu profitorientiert gedacht haben. Ich denke und hoffe, dass wir diese Krise als Ordnungsgong akzeptieren können, um unser Gesundheitssystem auf noch stabilere FĂŒĂŸe zu stellen.
Es gibt wieder Toilettenpapier und Berlin hat in kĂŒrzester Zeit ein Notfallkrankenhaus auf dem MessegelĂ€nde gebaut und sogar der BER eröffnet (oder?) demnĂ€chst.
Ich bedanke mich bei allen Menschen, die uns so gut durch diese Zeit bringen und auch selbst Risiken dabei tragen.

HamsterkÀufer

Ach, wĂ€re doch jede Krise nur zwei Wochen lang…

Vierzehn Tage kann der Mensch locker gut sein. Dann wird’s komisch. Erinnerungen an die FlĂŒchtlingskrise kommen hoch. Die ersten FlĂŒchtlinge, die es in der jĂŒngsten FlĂŒchtlingskrise zu uns geschafft haben, wurden von uns am Bahnhof mit Applaus empfangen, wir haben gespendet und uns gefreut und ein paar Wochen spĂ€ter haben wir die Heime angezĂŒndet.
Jetzt Corona und Lockdown. Wir haben uns bestĂ€rkt und uns gegenseitig auf die Schulter geklopft und das Wohl der anderen ĂŒber unser eigenes gestellt. Doch jetzt kippt das Ganze langsam wieder und die ersten gehen auf die Straße.
Anscheinend kann der Mensch gut sein, aber nicht so lange Zeit hintereinander.

Es werden erstaunliche ErzĂ€hlungen entworfen. Machtlosigkeit wird in Schuldzuweisungen umgemĂŒnzt. Doch es gibt sie: Menschen, die Gutes tun, Menschen, die soviel Geld besitzen und immer noch verdienen, dass sie in dieser Hinsicht nichts mehr falsch machen können, Menschen, die so viel haben, dass es schon fast egal ist, wofĂŒr sie es ausgeben, Menschen, die, anstatt sich noch eine Yacht und eine Insel zu kaufen, ihr Geld dafĂŒr aufwenden, Gutes zu tun, Menschen, die dafĂŒr sorgen, dass ĂŒber Dinge berichtet wird, die kein Geld einbringen, aber dennoch wichtig und berichtenswert sind, Menschen, die sich fĂŒr unsere Gesundheit einsetzen – auch gewinnorientiert, aber dennoch mit Risiko, das Geld zu verlieren in dem Wissen, etwas Gutes zu tun.
Und was machen wir? Diese Menschen werden durch uns denunziert. Wir fĂŒhren sie geradezu ans Kreuz. Sie werden zu Ketzern und wir möchten sie auf den Scheiterhaufen bringen. Das ist echt krass. Was ist mit uns nicht in Ordnung, dass wir so etwas denken können?
Es sind nicht die Corona-Viren, es sind diese Viren des Geistes, die sich leicht in Körpern ausbreiten, die wenig Antikörper in Form von Bildung, Geduld und erweitertem Horizont gebildet haben.
Ich verliere gerade mehr Menschen aus meinem Leben an diese Viren, als an Corona.

Es stehen uns wunderbare Zeiten bevor,

denn wir werden die Krise ĂŒberwinden, unsere Freiheit zurĂŒckbekommen, unsere Familien und Freunde wieder treffen. Wir werden unseren Hobbies nachgehen und auch unsere Wirtschaft wird wieder aufstehen, wie wir es immer getan haben in Deutschland und besser als vorher. Wir haben die Zeit genutzt und die richtigen SchlĂŒsse gezogen, setzen voll auf Zukunft und wunderbare Technologien. Wir leben in einer Zeit, wo sich alles rasant entwickelt und es wird nie wieder so langsam sein (es sei denn, wir bomben uns selbst weg). Wir sind in der Lage einen Impfstoff möglicherweise innerhalb eines Jahres zu entwickeln, weil wir global Hand in Hand arbeiten und die neuen Technologien nutzen können. Das war vor wenig Zeit noch undenkbar. Wir verbessern unser Gesundheitssystem und machen eine Kehrtwende und finden Lösungen, wie guter und freier Journalismus besser gefördert werden kann
oder
wir machen alles kaputt, weil wir zu engstirnig und egoistisch sind und unser eigenes Wohl ĂŒber das des Anderen und unserer Umwelt stellen. Wir sorgen fĂŒr einen 2. Shutdown, der uns und alle Firmen dann wirklich hart trifft. Wir massakrieren medial unsere fĂŒhrenden Köpfe, bis sie keine Lust mehr haben, sich zu exponieren und alle gleichgeschaltet sind und das sagen, was wir hören wollen, nicht, was wir hören sollten.

Wir in der freedom manufaktur werden jedenfalls weiter erfolgreich sein und mit unseren Produkten, Expertise und Dienstleistungen Partner und Kunden erfolgreich und glĂŒcklich machen. Das zeichnet sich bereits wieder ab. 🙂

Ich weiß, jeder von uns hat die Wahl und Du bist eine Entscheidung entfernt.

Ich dachte, es wÀre ein Virus. Nein. Es ist ein Test. Ein Test der eigenen Werte und ein Intelligenztest. Weltweit.

Aus der Freiheit, entschieden

Christian

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