Es ist schon wieder einige Zeit her, dennoch möchte ich Euch von meinen Erlebnissen berichten.

Damit es mit der freedom manufaktur so richtig losgehen kann, musste erst einmal ein Gewerbe angemeldet werden. Und als Mensch, der schnell vorwärtskommen möchte, düste ich ohne große Überlegungen direkt zum Gewerbeamt nach Berlin-Spandau. Dort angekommen, durfte ich mich zunächst mit den sehr eingeschränkten Öffnungszeiten vertraut machen.

Plötzlich sah eine Fata Morgana – ach nein, einen Mitarbeiter. Nach einer kurzen Begrüßung fragte ich, wann ich das Gewerbe anmelden könne. „Das geht nur mit einem Termin“, lautete seine höflich-diplomatische Antwort. „Kein Problem“, entgegnete ich ihm mit einem optimistischen Smile im Gesicht, „morgen haben Sie ja offen. Wann passt es denn?“ Er lachte kurz und holte mich schnell auf den Boden der Tatsachen. „Den nächstmöglichen Termin kann ich Ihnen in 24 Tagen anbieten.“ Da stand ich nun. Sprachlos. Und wer mich kennt, weiß, dass dies sehr selten vorkommt. „Unternehmerfreundlich sieht aber anders aus“, dachte ich mir, „ Aber was soll´s? Ich kann im Moment eh nichts bewirken.“

Wieder im Büro angekommen – kopfschüttelnd machte sich bei mir das Unverständnis bemerkbar – überlegte ich: „Da muss es doch noch irgendeine andere Lösung geben.“ Ein Geistesblitz huschte mir durch den Kopf: bestimmt kann man sein Gewerbe auch online beantragen. „Spitze!“, jodelte es in mir. Und ich legte los. Ein elendslanges Formular mit vielen, vielen Seiten. Na großartig! Auf los geht’s los. Und so fuchste ich mich von Seite zu Seite. ..10..11..12..13.. Bei Nummer 14 angekommen, stieß ich auf eine Frage, bei der in meinem Kopf nur ein großes Fragezeichen umherkreiste. Ich recherchierte und recherchierte und beschloss, am nächsten Tag weiterzumachen. „Speichern …. Speichern … Wo zum Geier gibt’s denn die Option, das schon Eingegebene zu speichern?“ Na Ihr könnt es Euch denken. Diese Option gab es nicht. Schade eigentlich. Frust, da bist du ja! Und Lust, das alles noch einmal einzugeben und dann vielleicht auf Seite 15 wieder über eine irre Frage zu stolpern, die ich erstmal abklären müsste, hatte ich nicht. „Die kostbare Zeit, in der ich so vieles für den Erfolg hätte machen können“, flüsterten mir meine Gedanken.

Die Zeit verstrich. 24 Tage später stand ich also nun erneut mit all meinem Papierkram pünktlich zu meinem Termin wieder im Gewerbeamt Berlin-Spandau. Nummer ziehen. Warten. Tadaaa, meine Nummer war dran. Na endlich! Herr Müller, ein sehr freundlicher Herr und Hertha-Fan begrüßte mich. Nachdem er alles sorgfältig in seinen Computer eingetragen hatte, kamen wir zum Finanziellen. „So, das hätten wir. Das kostet dann 57 €“, meinte er. Boar, ich will mir doch keine Schuhe kaufen – nur ein Gewerbe anmelden. Ich hatte nur 50 € in der Tasche. Kreditkartenzahlung? Fehlanzeige! „Gibt´s hier einen Automaten im Haus?, fragte ich ihn mit hoffnungsvollem Blick. „Hatten wir mal; wurde aber abgeschafft.“ Na großes Kino.

„Macht nichts, Sie müssen eh im Haupthaus bezahlen“, versuchte er mich zu ermutigen. „Haupthaus…“, grübelte ich, „Meinen Sie das Rathaus, welches locker 1 km weit weg ist?“ Ja, genau das meinte er und es war sein voller Ernst. Scherzkeks. Nun gut. „Geben Sie mir die Anmeldung und den Zahlungsbeleg. Dann hol ich schnell Geld und geh ins Haupthaus bezahlen“, verkündete ich meine Lösung und war schon so gut wie auf dem Sprung. Ich wollte mit diesem Thema endlich abschließen.

Er schmunzelte – schon der zweite Mitarbeiter auf diesem Amt, der mich hier so putzig anschmunzelt – und holte zum Erklären aus „Nein, so geht das nicht.“ Ich müsse zunächst ins Haupthaus gehen, um zu bezahlen, dann mit der Quittung wieder zurückkommen und erst dann kann er mir die Gewerbeanmeldung aushändigen. Und wieder war ich sprachlos. Das kann doch alles nicht wahr sein. „Wo ist die versteckte Kamera?“, ratterte es in meinem Kopf.

Ich erzählte ihm die ganze Story. Vollstes Verständnis hatte er für mich. Er erzählte mir, dass er diesen Zustand – sie sind 2 Personen für über 20.000 Unternehmer in Berlin-Spandau – schon einige Zeit bei seinem Vorgesetzten bzw. dem Senat beklage. Diese fahren kontinuierlich Sparkurs. Früher gab es im Haus noch eine Kasse zum Bezahlen. Alles weg. Kasse weg. Automat weg. Mehr Mitarbeiter? Fehlanzeige! Ein Unding …

Lieber Berliner Senat, hier habt Ihr aber mal dringend etwas nachzubessern. Wir sind Unternehmer, die etwas unternehmen wollen. Dazu zählt aber nicht, uns mit Behördendingen herumschlagen zu müssen, die ein katastrophales Ausmaß angenommen haben, weil Ihr alles kaputtsparen wollt. Gebt uns Raum um erfolgreich zu sein und wir zahlen sehr gerne Steuern. Herr Müller ist jedenfalls ein Spitzenbeamter. Hört ihm zu. Er versucht mit den letzten Mitteln noch etwas Sinnvolles zu machen.

Am Schluss gab er mir die Anmeldung in die Hand und sagte: „Sie sind ein feiner Kerl. Haben Sie einen schönen und erfolgreichen Tag. Ich schicke Ihnen eine Rechnung.“

Was für ein Erlebnis …